Aus dem Alltag eines Ansetzers

27.04.2020
Autor: Cedrik Pelka

Der Ball ruht gerade. Das bedeutet für unsere Ansetzer gerade viel Freizeit. Denn während der Saison und „Pausen“ bedeutet ihr Job jeden Tag Arbeit. Stefan heuer berichtet von seinem Alltag in Fußballzeiten.

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Der Beitrag ist ein Auszug aus der aktuellen Pfiff, die ihr unter diesem Link findet.
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Ich habe zu einer Zeit mit dem Ansetzen angefangen, in der es noch üblich war, dass Vereine die Einladungskarten für die Spiele mit der Post an die Ansetzer geschickt haben. Auf diese Postkarten, die vom Verein mit Briefmarken versehen waren, musste der Ansetzer dann per Hand die Adresse des Schiedsrichters schreiben, und dann selbst wieder zur Post bringen. Ich sag´s Euch – mein damaliger Briefträger hat mich richtig gern gehabt… Das ist mittlerweile vorbei, die Ansetzungen laufen ja ausschließlich elektronisch, über das Internet.

Das DFBnet ist eine enorme Erleichterung, nicht nur für den Briefträger. Für den Ansetzer nimmt das DFBnet neben der Schreiberei auf den Postkarten verschiedene Funktionen. Es kontrolliert zum Beispiel, ob ein Schiedsrichter für eine bestimmte Liga qualifiziert ist (z.B. für die Kreisliga A eine Kreisprüfung absolviert hat), welchem Verein ein Schiedsrichter angehört, und welche Mannschaften ein Schiedsrichter in den letzten Wochen gepfiffen hat. Es soll ja nicht so sein, dass man zwei Wochen hintereinander dieselbe Mannschaft pfeift. Gut – das lässt sich manchmal nicht verhindern, aber eigentlich soll das nicht so sein.

Allrounder

Zum Ansetzen bräuchte man eigentlich am besten gleich zwei Bildschirme, einen für das DFBnet, und einen für die jeweilige Tabelle. Denn um anzusetzen, sollte man ja auch ein bisschen über die jeweilige Liga Bescheid wissen. Tabellenstände, Vorkommnisse im Hinspiel oder der vorherigen Saison, gewechselte Spieler, Stadtteil-Derbys … All das muss berücksichtigt werden.

Jetzt ist es ja so, dass über die Ligen in unserem Kreis nur relativ selten in der Sportschau berichtet wird. Es ist also oft gar nicht möglich, alle Informationen parat zu haben. Aber so oft man Medien oder Fußball-Netzwerke sehr kritisch sehen kann, so nützlich können sie hierbei sein. Ebenfalls sollte man die ganz unterschiedlichen Wünsche und Vorlieben der Schiedsrichter im Kopf haben.

Ansetzer Stefan Heuer

„Wunscherfüller“

Wir Ansetzer machen das Ganze ja nicht für uns, sondern für euch, für die Schiris. Deswegen geben wir uns Mühe, auf Wünsche einzugehen, wenn es denn geht. Das klappt natürlich nicht immer, man kann ja unmöglich von so vielen Kameraden auswendig im Kopf behalten, ob diese entweder nur um 11 Uhr pfeifen können oder aber mangels PKW nicht in die Stadtteile am Rande Essens fahren können.

Hat man nun diese ganzen Vorbereitungen getroffen, kann man einen Spieltag ansetzen. Zum Ansetzen sind gleich drei Schritte erforderlich. Zunächst muss man im DFBnet das betreffende Spiel öffnen, dann einen freien und verfügbaren Schiedsrichter aussuchen und vormerken, und dann (in der Regel erst dann, wenn man mit dem Spieltag komplett fertig ist) fixieren.

Kontrolleur

Mit dem eigentlichen Ansetzen ist es aber nicht getan, denn viel Arbeit kommt erst nach den Ansetzungen auf. Zum einen gilt es, die Bestätigungen zu kontrollieren. Diese bedeuten nicht, wie oft vermutet: „Ja, ich pfeife das Spiel“, sondern lediglich „Ja, ich habe die Nachricht bekommen“. Deswegen sind wir hinter den Bestätigungen immer penibel hinterher, denn es kommt ja immer mal wieder vor, dass Mails nicht ankommen. Und dann passiert es natürlich immer wieder, dass Schiedsrichter aus unterschiedlichen Gründen absagen müssen. Manche müssen kurzfristig arbeiten oder werden krank – andere hingegen vergessen auch gern mal, sich abzumelden. Vor allem letztes ist ziemlich ärgerlich, denn Absagen bedeutet jedes Mal nochmal einen enormen Aufwand. Es ist ja nicht damit getan, den Kollegen aus dem Spiel rauszunehmen, man muss ja auch für Ersatz sorgen.

Problemlöser

Jeweils drei Arbeitsschritte, ihr erinnert euch? Und das nicht selten für gleich mehrere Spiele … da winkt oft doppelte Arbeit. Deswegen kann man es nicht oft genug sagen – bitte immer abmelden, wenn man schon vorher weiß, dass man nicht pfeifen kann. Auch Werktags, auch in der Sommerpause – einfach immer. Oft sind wir nicht in der Lage, für jedes Spiel einen Schiedsrichter zu stellen. Dafür haben wir leider nicht mehr genügend Leute, vor allem in der Urlaubszeit oder an besonderen Wochenenden, zum Beispiel wenn Rot-Weiss spielt oder Dortmund gegen Schalke antritt, wird es knapp.

Entscheider

Manchmal wird dann gefragt, wonach das eigentlich geht – also wie entschieden wird, welches Spiel frei bleiben muss, und welches nicht. Nun, oft ist das einfach Zufall. Wir Ansetzer können ja vorher nicht wirklich wissen, wer später sein Spiel absagt. Dazu gibt es auch eine festgelegte Rangfolge der einzelnen Ligen, an der man sich orientieren kann. Hier ist beispielsweise hinterlegt, dass Jugend-Leistungsklassen Vorrang z.B. vor der Kreisliga C haben. Und nicht zuletzt werfen wir auch hier nochmal einen Blick auf die Tabelle, dass da möglichst keine vorentscheidenden Spiele unbesetzt bleiben. Alles in allem ist das Ansetzen eine herausfordernde Aufgabe, die aber trotz Ärger, der manchmal aufkommt, dennoch Spaß macht. Denn sonst würden wir das ja schließlich auch nicht machen.