Erste Hilfe auf dem Fußballplatz

24.11.2019
Autor: Cedrik Pelka

Verletzungen sind im Fußball leider Alltag. Leider werden auch viele Fehler bei der ersten Behandlung gemacht. Wir erklären euch, wie ihr euch am besten verhaltet! Erste Hilfe kann ganz einfach sein.

Der folgende Bericht ist ein Auszug aus der aktuellen Pfiff. Die komplette Ausgabe gibt es HIER.

Erster Fall: Umgeknickt – eine der häufigsten Sportverletzungen

Jeder kennt diese Situation: Auf einmal liegt ein Spieler schreiend am Boden, hält sich mit einem schmerzverzerrten Gesicht den Fuß und jedem ist klar: das ist kein Fußballer-Wehwehchen, welches sich durch Wunderheilung wieder beheben lässt. Doch was tun? Hier ein paar kleine, aber wirkungsvolle Tipps, wie jeder Trainer, Betreuer, aber auch Schiedsrichter der Lage Herr werden kann.

Die PECH- Regel

Pause

Eigentlich logisch – einfach weitermachen wird hier nicht funktionieren. Das verletzte Körperteil sollte nach Möglichkeit nicht mehr belastet werden, um weitere Verletzungen oder Schäden zu vermeiden.

Eis

Kühlung wirkt Wunder. Aber warum überhaupt? Die Kälteanwendung wirkt lokal abschwellend, schmerzlindernd und verbessert zudem die Kontraktions- und Entspannungsfähigkeit der betroffenen Muskulatur, sodass die Mobilität erhalten bleibt. Auf Eisspray sollte hierbei jedoch unbedingt verzichtet werden, da hier die Haut so stark abgekühlt wird, dass das betroffene Hautgewebe teilweise irreversibel geschädigt wird. Die Alternative hierzu ist ein einfaches Kühlpack oder aber ein mit Eiswasser gefüllter Beutel, welcher in kurzen Intervallen, auf die mit einem Handtuch o.ä. abgedeckte Verletzung gelegt wird.

Cirkulierender Verband

„Ein Verband ist dazu da, große Blutungen zu stoppen.“ Ja, unter anderem. Aber ein Verband kann mehr als das. Eine eng um einen umgeknickten Fuß oder ein verstauchtes Handgelenk gewickelte Mullbinde stabilisiert das Gelenk und verhindert so eine unnötige Belastung an der verletzten Stelle. Die Mullbinde sollte allerdings nicht zu straff gewickelt werden, da sonst die vom Herzen entfernte Extremität nicht mehr durchblutet werden kann. Das kann mit einem leichten Druck beispielsweise auf einen der Finger oder Fußnägel überprüft werden. Auf Druck verfärbt sich die Fläche unter dem Nagel weiß. Beim loslassen sollte diese in unter zwei Sekunden wieder rosa werden. Geschieht das nicht, ist der Verband zu eng gewickelt und muss noch einmal erneuert werden.

Hoch lagern

Zum Schluss sollte die verletzte Extremität hoch gelagert werden, und zwar oberhalb des Herzens. Hierdurch wird weniger Blut in den verletzten Bereich befördert, was ebenfalls einer Anschwellung vorbeugt.

Diese Maßnahmen stellen jedoch nur die Erstversorgung der Verletzung dar. Zur weiteren Abklärung ist es unerlässlich, schnellstmöglich bei einem Arzt vorstellig zu werden.

 

 

Zweiter Fall: „Ups, das war der falsche Ball“

Die Flanke kommt hoch rein, Stürmer und Verteidiger springen zum Ball und „klong“ beide stoßen zusammen. Während der Verteidiger noch benommen an die Seite taumelt, kommt der Stürmer zu Fall und bleibt regungslos am Boden liegen. Jetzt ist schnelles Handeln gefragt!

Treat first what kills first

Gemäß diesem Motto sollte zunächst einmal überprüft werden, ob der Spieler noch ansprechbar ist. Ist dies nicht der Fall, sollte das Hilfsschema PAkET und Erhalt der Vitalfunktionen angewendet werden.

Das PAkET

Puls

Der Puls kann an verschiedenen Stellen am Körper ertastet werden. Für die händische Ermittlung eignen sich vor allem die Arteria Radialis (Handgelenk, Daumenseite), die Arteria Carotis (seitlich am Hals) und die Arteria Femoralis (Leiste). Der Puls wird mit dem Zeige- und Mittelfinger ertastet. Der Daumen ist hierbei nicht geeignet, da dieser einen eigenen Puls hat.

Atmung

Die Atemfrequenz kann wie folgt ermittelt werden: Das Ohr über Mund und Nase der auf dem Boden liegenden Person halten. Blickrichtung Körper. Nun eine Hand auf den unteren Bereich des Thorax (Brustkorb) legen. Die Atmung kann nun zum einen gehört, zum anderen an der Wange und an der Hand, welche sich am Thorax befindet, gespürt werden. Zudem sieht man die Hebe- und Senkbewegung des Thorax.

konkreter Notruf

Ein Notruf ist hier unerlässlich und sollte die folgenden Informationen beinhalten:

WO ist es passiert?

WAS ist passiert?

WELCHE Art von Verletzung liegt vor?

WIE VIELE Personen sind betroffen?

WARTEN auf Rückfragen, die Leitstelle beendet IMMER den Notruf!!!

Erfolgt der Notruf über ein Mobiltelefon ist zudem die Stadt zu nennen, da gerade in der Nähe einer Stadtgrenze der Notruf auch mal bei der „falschen“ Leitstelle auflaufen kann.

Eigenwärme

Auskühlen ist der natürliche Feind eines geschwächten Organismus. Dem verletzten Spieler kann (auch bei warmen Temperaturen) eine Decke übergelegt werden, um dem Verlust der Eigenwärme entgegen zu wirken.

Trösten

Auch wenn ein Spieler nicht ansprechbar wirkt, sollte man ihm bei den Erste Hilfe Maßnahmen gut zureden und erklären was man gerade tut. Das Unterbewusstsein ist weiterhin aktiv und aufnahmefähig, was dazu führt, dass der Spieler bei Wiedererwachen eine hauchzarte Erinnerung an den Vorfall haben wird.

 

Generell gilt bei schwereren Verletzungen eines Spielers, dass die Gesundheit eines jeden Spielers Vorrang vor dem Spiel hat. Im Zweifel darf das Spiel hier auch länger unterbrochen werden, um den Spieler in Ruhe behandeln zu können. Zudem ist jede schwerwiegendere Verletzung eines Spielers im Spielbericht zu dokumentieren.

Beitragstext: Fabian Krüger
Foto: Daniel Brehmer/ SC Wiedenbrück

Zur kompletten Ausgabe der –> PFIFF