Unsere Kollegen beim Volleyball

10.12.2019
Autor: Cedrik Pelka

„Deutschland spielt Fußball“ kann fast ketzerisch das Motto lauten. Viele vergessen, dass es daneben ja noch zahlreiche weitere Sportarten gibt. Wir schauen, wie unsere Kollegen arbeiten. Zum Beispiel beim Volleyball, bei dem es sehr viele Unterschiede gibt.

Der nachfolgende Beitrag ist in der aktuellen „Pfiff – Das Schiedsrichtermagazin“ erschienen, die hier kostenlos gedownloadet werden kann.

Fußball ist der Sport in Deutschland. Gar keine Frage. Der begabte Beobachter wird jedoch auf den zweiten Blick feststellen, dass weitere Sportarten in das Blickfeld der Deutschen geraten und immer mehr Menschen in den Bann ziehen. So auch eine Sportart, die 1896 in einem kleinen Ort namens Springfield erfunden wurde und anschließend nach Europa gelangte. Dort wurde zuerst fleißig in Hallen, später dann auch im Urlaub oder der Freizeit anStränden gespielt: Volleyball.

Zwei Teams treten dabei gegeneinander an und versuchen auf dem Spielfeld, getrennt voneinander,
einen Ball über das Netz und wenn möglich anschließend auf den Boden des Gegners zu schlagen,
um dafür einen Punkt zu erhalten. Geleitet werden diese Spiele von Schiedsrichtern, denen wir in
diesem Beitrag nun Beachtung schenken wollen.

Bis zu 6 Schiedsrichter

Das Schiedsrichterteam im Volleyball setzt sich je nach Liga aus einem Hauptschiedsrichter und einem zweiten Schiedsrichter zusammen. Dabei hat der Hauptschiedsrichter stets das endgültige Entscheidungsrecht. Der zweite Schiedsrichter soll hier nur assistieren und den Hauptschiedsrichter unterstützen. Das Team wird schließlich von den Linienrichtern (min. 2 und max. 4) und den Schreibern am Schiedsgerichtstisch, die sich um den Spielbericht und die Punktetafel kümmern, komplettiert.

Auch hier: Schiedsrichtermangel

Durch die oft fehlenden Strukturen in diesem Sport werden die Linienrichter und Schreiber oftmals von den Vereinen gestellt (geschulte Personen mit den benötigten Lizenzen) oder sogar ohne diese
Positionen ein Spiel absolviert. Dies kommt meistens im Jugend- oder Seniorenbereich, aber auch ab
und an im Amateurbereich vor. Negativer Höhepunkt war ein 3.Liga-Spiel im Jahre 2015 das abgesagt
werden musste, weil kein Schiedsrichter zur Verfügung stand und somit nicht angesetzt werden konnte. Aktuell können durch die Schiedsrichterzahlen nur die ersten fünf Ligen (1.Bundesliga bis zur Oberliga) mit neutralen und geschulten Schiedsrichtern besetzt werden. Der Rest geht durch den Schiedsrichtermangel leider leer aus.

Um Schiedsrichter im Volleyball zu werden, müssen in Lehrgängen, bei denen sowohl der theoretische Part per Regeltest und der praktische Part per Spielbeobachtungen abgedeckt wird, Lizenzen erworben werden. Im praktischen Teil ist dabei wichtig eine Mindestanzahl von Spielen unter Beobachtung erfolgreich geleitet zu haben. Ein Unterschied zum Fußball ist der fehlende Leistungstest, der durch die fehlende Bewegung im Spiel für den Schiri irrelevant ist.

Den Überblick haben


Im Spiel selbst steht der Hauptschiedsrichter auf einem erhöhten Podest und kann somit das gesamte Spielfeld von oben überblicken. Der zweite Schiedsrichter steht ihm gegenüber am Netz und ist dafür zuständig das Geschehen dort zu beobachten, sowie Wechsel und „Time-Outs“ dem Hauptschiedsrichter mitzuteilen.

Die Schwerpunkte im Spiel unterscheiden sich im Vergleich zum Fußball elementar. Da die beiden Mannschaften ihre eigenen Feldbereiche haben und durch ein Netz getrennt sind, gibt es keine Foulspiele aus Zweikämpfen und direktem Körperkontakt heraus. Viel wichtiger ist für den Schiedsrichter, wer den Ball zuletzt berührt hat und ob der Ball im Feld oder außerhalb landet. Dieser Sachverhalt verursacht die meisten Proteste und seit einiger Zeit auch etliche Videobeweise, die erfolgreich in das Spiel integriert wurden.

Unterschiede bei Persönliche Strafen

Auch sind Verwarnungen und Feldverweise eher selten, was man auch an der großzügigen Sanktionsliste wiederfindet:
GELB: Verwarnung keine Konsequenzen
ROT: Bestrafung Punktverlust und Aufschlag für Gegner
GELB UND ROT IN EINER HAND : Hinausstellung (für einen kompletten Satz; vergleichbar mit Zeitstrafe)
GELB UND ROT IN JEWEILS EINER HAND : Disqualifizierung (von ganzem Spiel)

Der Volleyballer an sich ist daher eher als „Gentleman“ zu sehen und löst Dispute mit dem
Schiedsrichter oftmals in einem kurzen Dialog. Dies führt insgesamt dazu, dass die Schiedsrichter viel
Respekt erfahren. Intensiver wird es für den Schiedsrichter im Volleyball bei den Zeichen. Hier gibt es im Gegensatz zum Fußball viel mehr Zeichen z.B. für das Gewähren des Aufschlags oder den verschiedenen Vergehen der Spieler, die meistens mit exakten Zeichen dokumentiert werden.

Jahrelange Erfahrung

Hier nicht die Übersicht zu verlieren, erfordert jahrelange Erfahrung und im Spiel eine
außerordentliche Konzentration.

Wie wir nun gesehen haben gibt es innerhalb der zwei Sportarten Volleyball und Fußball nicht nur im Spiel gravierende Unterschiede, sondern auch im Schiedsrichterwesen. Nichtsdestotrotz gibt es auch Gemeinsamkeiten wie den aktuellen Schiedsrichtermangel und die damit einhergehende Besetzung bei Spielen. Insgesamt ist festzuhalten, dass eine Sportart heranreift, die durch Turniere wie Olympia und Weltmeisterschaften immer mehr in den Fokus rückt und damit auch hoffentlich die Arbeit des dritten Teams auf dem Platz mehr gewürdigt wird. Zu wünschen wäre es den Kollegen in der Halle
und auf dem Sand, denn einen spannenden Sport begleiten sie Tag für Tag.

Text: Nico Neuhaus
Fotos: Zorro2212/ Wikipedia und Olaf Kosinsky / Wikipedia

Dieser Text ist ein Beitrag aus der aktuellen „Pfiff – Das Schiedsrichtermagazin“ – Ausgabe. Das ganze Heft zum nachlesen gibt es HIER.